Intuitive Musik mit Trompete und Klarinette
Mönchengladbach. Tara Bouman und Markus Stockhausen, der Sohn des Komponisten Karlheinz, begeisterten das Publikum in der Münsterkirche – und das nicht erst beim letzten Stück, als das Licht gelöscht wurde.
Der Chorraum der Münsterkirche ist in zartes Kerzenlicht getaucht. Die beiden Instrumentalisten sind nur schemenhaft zu erkennen. In diese gespannte Stille hinein fließen wie aus dem Nichts die ersten Trompeten- und Klarinettenklänge. Die Klangfarben der beiden Instrumente verschwimmen, scheinen sich umeinander zu schlingen, dieselbe Tonlage macht diesen Verschmelzungsprozess möglich. Der Verein „Lebendiges Münster“ hat zu diesem Konzert mit Trompetensolist, Improvisator und Komponist Markus Stockhausen sowie Klarinettistin Tara Bouman eingeladen. „Music ist my way to celebrate life“ (Musik ist meine Art, das Leben zu feiern): Dieses Lebensmotto – auf seiner Internetseite zu finden – hat sich Markus Stockhausen zu eigen gemacht. Im Konzert ist das Motto bei jedem Ton zu spüren. Der Trompeter hat den Stil der Improvisation, den er „Intuitive Musik“ nennt, von seinem Vater Karlheinz Stockhausen, einem Hauptvertreter der seriellen und elektronischen Musik des 20. Jahrhunderts, übernommen.
Die harmonische, melodische und rhythmische Improvisation liegt jenseits aller Stilrichtungen und bezieht die örtlichen Gegebenheiten von Raum und Tageszeit mit ein. Markus Stockhausen und Tara Bouman spielen mit dem langen Nachhall der Münsterkirche und erzeugen in solistischen Passagen mit der akustischen Überlagerung von Tönen eine scheinbare Zweistimmigkeit. Mit der Belebung der Melodie bewegen sich die Spieler aus dem Chorraum heraus, die Stufen hinunter bis neben den Altar.
Diese meditative Musik strahlt eine große Ruhe aus, die sich spürbar auf die Zuhörer legt. Der Effekt wird noch gesteigert, als Bouman ab dem zweiten Stück zur Bass-Klarinette greift. In den Tiefen schnarrt und surrt es, in der Höhe klingen die Überblasungen wie feinste Flageolett-Töne. Stockhausen setzt sparsame Effekte mit dem Dämpfer. Diese minimalistische, nur mit dem eigentlichen Instrument erzeugte sanfte Musik klingt so selbstverständlich und leicht, weil sie zu schweben scheint.
Doch diese perfekt aufeinander abgestimmte Spielweise der beiden setzt eine absolut professionelle Beherrschung des Instruments sowie blindes Vertrauen dem Mitspieler gegenüber voraus: aufeinander hören, reagieren, im Einklang schwingen. Das erleben nicht nur die Spieler beim letzten Stück, sondern auch die Zuhörer, die genau zwischen ihnen sitzen. Das Licht wird gelöscht, und im Dunkel entfaltet sich einzig Klang. (Quelle: RP)