Symphonic Colours

Jazz meets Symphony

“Als Trompeter, Improvisator und Komponist im Jazz genauso zuhause wie in der zeitgenössischen und der klassischen Musik.” Eine Werkschau seiner Kompositionen für große Besetzungen, mit den hervorragenden Solisten Arild Andersen, Patrice Héral und Tara Bouman.

Veröffentlicht:
2009

Künstler:
Markus Stockhausen
Trompete, Flügelhorn
Tara Bouman
Bassetthorn
Arild Andersen
Bass
Patrice Héral
Drums / Schlagzeug
Deutsche Radiophilharmonie unter der Leitung von Christoph Poppen
Swiss Jazz Orchestra und Camerata Bern

Tracks:
CD I
Miniatur einer Seelenreise 11:09
Sonnenaufgang 22:10
Choral 09:55
Sehnsucht 13:36
MAP Encore 04:11

CD II
Portrait for Tara I 03:22
Portrait for Tara II 02:14
Portrait for Tara III 02:02
Portrait for Tara IV 03:52
Portrait for Tara V 03:36
Portrait for Tara VI 02:45
Portrait for Tara VII 0:37
Tanzendes Licht A 04:34
Tanzendes Licht B 05:22
Tanzendes Licht C 05:11
Tanzendes Licht D 04:28
Tanzendes Licht E 03:35
Tanzendes Licht F 06:41

Label
Aktivraum, AR 10102

Erhältlich:
Amazon
iTunes
Spotify
…und im Handel.

oder direkt beim Künstler: music



Jazz meets Symphony

Kritik aus: www.schallplattenmann.de, 16. Juni 2009 von Sal Pichireddu

Nicht immer gelingt es einem Künstler in zweiter Generation sich vom übermächtigen Schatten des berühmten Elternteils zu lösen: Der Trompeter und Komponist Markus Stockhausen (*1957), Sohn des Avantgarde-Komponisten Karlheinz Stockhausen (1928-2007), hat sich längst als Solist und Komponist emanzipiert und gilt heute als einer der aktivsten und experimentierfreudigsten Figuren in der deutschen Szene. Mit dem Werk seines Vaters vergleicht ihn heute niemand mehr, wohl auch, weil beide musikalisch wenig miteinander zu tun haben.
Markus Stockhausens Musik schwebt irgendwo zwischen Jazz, wohlklingender Improvisation und Klassik. “Symphonic Colours” ist ein Querschnitt seiner Werke aus den Jahren 2001-2007, hier mit (mehr oder minder großer) Orchesterbegleitung eingespielt: eine nahe liegende und überaus gelungene Symbiose von Jazz und Klassik, alles andere als eine Selbstverständlichkeit bei Crossover-Projekten. Die farbfrohen Orchesterarrangements und der geschickte Wechsel aus improvisierten und komponierten Parts klingen sehr natürlich. Mein persönliches Highlight ist die abschließende halbstündige Suite “Tanzendes Licht” für Solo-Trompete, Big Band und Streichorchester, die diese Symbiose besonders harmonisch und konsequent umsetzt.
“Symphonic Colours” ist mit einer Reihe brillanter Künstler aufgenommen worden: Neben Markus Stockhausen (Trompete, Flügelhorn) wirken Arild Andersen (Bass), Patrice Héral (Drums) als ‘Jazz-Trio’ mit; darüberhinaus musizieren Tara Bouman (Bassetthorn), die Deutsche Radiophilharmonie unter Christoph Poppen, das Swiss Jazz Orchestra und die Camerata Bern.

Kritik von Ulfert Goeman

aus: Jazzpodium, 30. Juni 2009

Jedes neue Album Markus Stockhausens ist ein Ereignis, dies nicht nur, weil er ein exzellenter Trompeter ist, der sich im Grenzraum von Klassik, Neuer Moderne und Jazz bewegt, sondern weil er mit seiner Musik auch eine enorme therapeutische Wirkung erzielt. In einem Flyer von Aktivraum-Musik, das Stockhausens Schaffen in den letzten Jahren zusammenfasst, spricht Rolf Zavelberg ganz richtig von einer “intuitiven Musik, die ganz im Moment, aus der Intuition heraus entsteht und a priori keinerlei Vorgabe oder stilistische Bindung hat”. Dies im Unterschied zu dem Begriff Improvisation, bei dem man automatisch an Jazz denkt und die damit verbundene traditionelle Ästhetik. Bei der heute herrschenden täglichen Reizüberflutung sehnt man sich oft nach “intuitiver Musik, in der Erkenntnis, dass Musik heilende Kräfte besitzt, diese vertieft, Kräfte der Wiederbelebung mit neu geschöpftem Mut Vertrauen in die eigene schöpferische Kraft.” Auf “Symphonic Colours”, einem Doppelalbum und gekleidet in saftige Farbbalken des Spektrallichts, hat der auf Anhieb identifizierbare, eigenständige und international anerkannte Trompeter mit dem kristallklaren Ton und der komplexen Melodik einen Konzertmitschnitt seiner Werke aus den Jahren 2001 -2007 veröffentlicht die er im April des letzten Jahres mit der Deutschen Radio Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Christoph Poppen im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks Saarbrücken aufführte. Dazu zählen die Kompositionen “Miniatur einer Seelenreise” für Trompete und Streichorchester, “Sonnenaufgang”, “Choral” und “Sehnsucht” für Jazztrio und Orchester sowie “Portrait forTara” für Bassethorn (Tara Bouman) und kleines Orchester. Zum Jazztrio gehören seit 2001 der Bassist Arild Andersen sowie der Perkussionist Patrice HéraI, in dieser Kollektion ebenfalls vertreten mit dem Titel “ MAP Encore”. Die Komposition “Tanzendes Licht” für Trompete, Big Band (Swiss Jazz Orchestra) und Streichorchester (Camerata Bern) rundet die Werkschau Markus Stockhausens ab, letztere vom 20.01.2008 und in einer Aufnahme vom BeJazz Festival in Bern.

Faszinierende Melange aus Klassik und Jazz.

Review von Tobias Litterst, LAUT.DE-KRITIK, 5.6.2009

Dass Markus Stockhausen Beeindruckendes schafft, hat er schon oft bewiesen. Auch seine “Symphonic Colours” geben Zeugnis vom großen Talent und dem einzigartig fesselnden Stil des Musikers und Komponisten. Gemeinsam mit seinen langjährigen Weggefährten Arild Andersen (Bass), Patrice Héral (Schlagzeug) und Tara Bouman (Bassetthorn) agiert er an Trompete und Flügelhorn vor und mit großer Klangkulisse: der Deutschen Radiophilharmonie unter der Leitung von Christoph Poppen.
Am 4. April 2008 gastierten die hochkarätigen Musiker im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks. Dort präsentierten sie verschiedene Werke Stockhausens aus den Jahren 2001 bis 2007. Der Mitschnitt des Konzertes fand nun glücklicherweise den Weg auf zwei Silberlinge. Desweiteren auf der Doppel-CD enthalten: die Komposition “Tanzendes Licht” aus dem Jahr 2008, eingespielt mit dem Swiss Jazz Orchestra und der Camerata Bern.
So reichhaltig wie das Œuvre des Albums sind auch die Werke selbst. Sie laden zu einer hochspannenden musikalischen Reise, die sich irgendwo zwischen Klassik und Jazz bewegt. Bereits die eröffnende “Miniatur Einer Seelenreise” schafft eine geradezu magische Intensität. Verträumt gleitet man auf den fließenden Klängen der Streicher durch die verfliegende Zeit eines Lebens. Über diese dichte Atmosphäre breitet sich Stockhausens warmes wie klares Trompetenspiel. Auskomponiertes und Improvisiertes gehen hier wie selbstverständlich Hand in Hand.
Im Anschluss führt “Sonnenaufgang” die klassisch/jazzige Melange zur Vollendung. Hier kommen zum ersten Mal auch Bass und Schlagzeug zum Einsatz. Gemeinsam mit der Pauke schaffen die Drums ein mächtiges Fundament, auf dem das Orchester sein lebendig erhabenes Thema intoniert. Gleich darauf verzücken Stockhausen, Andersen und Héral mit einem jazzigen Trio-Part, den schon bald sanfte Orchestereinwürfe unterstützen. Diese lebhafte Interaktion, Dynamik und Stilvielfalt prägen den gesamten Verlauf der Komposition. Neben inspirierten Soli von Bass und Schlagzeug, ruhig verharrenden Trompeten-Klängen und beschwingten Zwischenspielen, greift Stockhausen hier auch die Musik desBarock und den Freejazz auf.
“Choral” und “Sehnsucht” tönen ebenso verspielt und abwechslungsreich. Vor allem die “Sehnsucht” überzeugt dank Andersens gefühlvoller Improvisation zu Beginn und der ergreifenden Melodie, die Stockhausen auf dem Flügelhorn interpretiert.
Das folgende “MAP Encore” ist eine vollkommen improvisierte Zugabe des Trios. Sie lässt den Hörer an der großen Erfindungsgabe und dem einfühlsamen Zusammenspiel der drei Musiker teilhaben. Damit findet die erste Scheibe ein verdient wundervolles Ende.
Den zweiten Abschnitt der Werksammlung beginnt Tara Bouman mit dem eigens für sie komponierten “Portrait For Tara”. Versiert führt sie durch eine Vielzahl verschiedener Stimmungen. Neben ihren eigenen klangmalerischen Fähigkeiten sorgt ein raffinierter Orchestersatz für bunten Facettenreichtum. Mit effektiven Überraschungen, beispielsweise dem plötzlichen Aufblitzen einiger Klavier-Töne, und wirkungsvoll gesetzten Pausen entsteht ein farbenprächtiges Porträt.
In “Tanzendes Licht” greift Markus Stockhausen zum Abschluss noch einmal die Thematik der Seelenreise auf. Als Hommage an den Maler Paul Klee vertont er die tanzenden Lichtfunken auf den Wellen eines Sees bei Sonnenuntergang. “Dieses Bild hat mich oft tief berührt, es hat etwas von der ewigen Seelenwanderung, der ständigen kosmischen Metamorphose:
die Lichtfunken entstehen und sind blitzartig wieder verschwunden. Alle tanzenden Funken zusammen sind das Leben, voll impulsiver Kraft.”, schreibt der Komponist.
Für die akustische Umsetzung des Bildes führte er Big Band und Kammerorchester zusammen. Dabei schaffen zahlreiche Soli der Jazzer die nötige Farbigkeit. Auch die Kraft kommt bei einer Begegnung des Swiss Jazz Orchestra und der Camerata Bern nicht zu kurz. Jedoch geschieht dieses Zusammentreffen für meine Ohren auf zu engem Raum. Oft überlagern sich die vielen Stimmen so stark, dass ein entscheidendes Maß an Kontur verloren geht. Dennoch bietet auch diese Komposition genügend reizvolle Momente. Einen erfrischend frech gespielten Posaunen-Part etwa, oder die furiose Steigerung am Schluss, die in ein Trompeten-Solo ohne jegliche Begleitung mündet.
Mit “Symphonic Colours” veröffentlicht Markus Stockhausen ein Album, in dem so viel steckt, dass es sich jeder Beschreibung entzieht. Man sollte es einfach gehört haben. 

Schillernde Werkschau

Kritik aus: Klassikerleben, 15. Juni 2009

Vielseitigkeit sagt man ja vielen Musikern nach, aber bei Markus Stockhausen kann man diese Eigenschaft die viele seiner Bewunderer schätzen mit jedem neuen Projekt erleben. Er ist Trompeter, Improvisator und Komponist. Seine Betätigungsfelder findet er bei Weitem nicht nur in der Klassik sondern auch im Jazz und in der zeitgenossischen Musik. Wahrscheinlich wurde ihm die große übergeordnete Betrachtung auf alles was klingt schon in die Wiege gelegt: Immerhin hatte er einen der innovativsten Komponisten des 20. Jahrhunderts zum Vater – den 2007 verstorbenen Karlheinz Stockhausen der heute längst als Musiklegende gilt. Am 4. April des vergangenen Jahres stellte sich Markus Stockhausen in einem großen Konzertprogramm vor, das jetzt teilweise als Livemitschnitt erscheint: Die Deutsche Radio Philharmonie unter Leitung ihres Chefdirigenten Christoph Poppen spielte ein riesiges Programm mit Grenzüberschreitungen zwischen Klassik, Jazz und Moderne – allesamt aus Markus Stockhausens Feder und unter Mitwirkung von zusätzlichen Ensembles und Solisten wie dem Swiss Jazz Orchestra, der Camerata Bern sowie Tara Bouman, Arild Andersen und Patrice Héral. Eine solche Werkschau, wie sie auf diesen beiden CDs festgehalten ist, hat es bisher nicht gegeben – so weitreichend verästelte Klanglandschaften zwischen sinfonischer Architektur und aus dem Moment heraus geborenem musikalischem Ausdruck sind äußerst selten.

Kritik von Andreas Heineke

aus: www.mein-plattenfreund.de, 27. Juni 2009

Es ist schwer, dem Ausnahmemusiker Markus Stockhausen gerecht zu werden. Diese Werkschau “Symphonic Colours,” schafft es tatsächlich, einen Blick in das gewaltige Werk des Sohnes von Karlheinz Stockhausen zu werfen. Der Trompeter, Improvisator und Komponist ist im Jazz genauso Zuhause wie in der zeitgenössischen und der klassischen Musik. Sein Talent, selbst dem Free Jazz und der Symphony gleichzeitig gerecht zu werden, ist außerordentlich. “Symphonic Colours” ist der atemberaubende Querschnitt seiner Werke aus den Jahren 2001-2007 mit der Deutschen Radio Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Christoph Poppen.
Es ist ein Konzert vom 4. April 2008 aus dem Grcißen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken. Auf dem Programm standen Werke von Markus Stockhausen für Soloinstrument oder Jazztrio plus Orchester. Fasziniert bewegen sich die Stücke im Grenzbereich zwischen Improvisation und auskomponiertem Notentext. Mit dabei waren Arild Andersen (Bass), Patrice Héra1 (Schlagzeug), Tara Bouman (Bassetthorn) und Markus Stockhausen selbst (Trompete/ Flügelhorn).
Dankenswerter Weise hat das Label Aktivraum diesen Konzertmitschnitt auf einer Doppel CD veröffentlicht, oder sollte man sagen gehuldigt? “Miniatur einer Seelenreise” für Trompete und Streichorchester, “Sonnenaufgang”, “Choral” und “Sehnsucht” für Jazztrio und Orchester, sowie dem “Portrait for Tara” für Bassethorn und kleines Orchester. Eine weitere Komposition rundet diese Werkschau von Markus Stockhausen ab: “Tanzendes Licht”, für Trompete, Big Band und Streichorchester, gespielt vom Swiss Jazz Orchestra und der Camerata Bern in einer live-Aufnahme vom 20. Januar 2008 beim BeJazz Festival in Bern.
Soviel zu den Fakten dieser außergewöhnlichen wie besonderen Platte. Aber was erleben wir auf dieser gewaltigen CD tatsächlich? Nun, es gibt Menschen, die vor lauter Verzückung von einem Drogenrausch sprechen. Andere erleben eine Traumwanderung und wieder andere sprechen von der vollendeten Schönheit weltlicher Musik. Es ist eine CD, der man Raum geben muss. Eine CD, die man laut, möglichst aus großen, audiophilen Boxen hören sollte und dabei nichts anderes tun sollte als zuzuhören. Wirklich zuzuhören. Es ist erschlagend. Die Schönheit eröffnet sich bereits von der ersten Minute an. Die “Miniatur Einer Seelenreise” schafft eine magische Intensität. Langsam und dann immer gewaltiger breitet sich das Trompetenspiel von Stockhausen aus. Manchmal improvisiert, manchmal dicht, atmosphärisch und mal in der Tradition eines Kammerorchesters. Streicher, Trommeln, Posaunen-Riffs, Big Band, Flügelhornsoli, delikate Dialoge Percussion / Bass und ebensolche Solo-Passagen. Es werden einem wohlige Schauer über den Rücken gejagt. Man wünschte in dem großen Konzertsaal, in der Weite des Klangs dabei gewesen zu sein.
Bei CD 2 kommt Tara Bouman ins Spiel. Sie ist die Partnerin von Markus Stockhausen. Mit ihrem Instrument, dem Bassetthorn, gibt sie den sieben kleinen kammermusikalischen Perlen des “Portrait for Tara”, die Markus Stockhausen für sie geschrieben hat, vor dem Klangkörper der Deutschen Radio Philharmonie brillante Gestalt. Er beweist sich hier auch als herausragender Komponist zeitgenössischer Kammermusik. “Portrait for Tara” ist mit 18:42 nicht einmal das längste Stück dieser Platte, sondern liegt noch zehn Minuten unter dem mit Big Band und Streich Orchester vorangetriebenen Werk “Tanzendes Licht”. Hier verwischen endgültig die Grenzen zwischen Jazz und Klassik, zwischen Tag und Nacht. Mal dominiert die Jazzgitarre, mal das ganz große Orchester. Jedem wird hier der Raum gegeben, der ihm gebührt.
Vielleicht ist es eine anspruchsvolle Platte für Fortgeschrittene, vielleicht nicht immer leicht konsumierbar, unterm Strich ist es aber ein Album, das in seiner Pracht und Schönheit niemanden kalt lassen wird, der das außergewöhnliche sucht.

Erhebend

Kritik aus: Musenblaetter, 16. Mai 2009 von Frank Becker

Diese Musik ist Labsal. Diese Musik ist Balsam für Ohr und Gemüt. Diese Musik ist großartig, verdient das uneingeschränkte Prädikat “Erhebend” und ist geeignet, das Leben freundlicher zu machen. Wo sonst durchaus schöne, auch brillante konzertante Musik in vielen Fällen endet, fängt das, was Markus Stockhausen mit Instrumenten und Arrangements aus Noten, Inspirationen und Improvisationen macht, erst an. Eine Tür zu ätherisch schönen Musikwelten wird weit aufgestoßen, läßt Töne wie helles Licht in breitem Strom und schimmernden Wellen sanft und glitzernd über uns zusammenschlagen. Der Hörer wird widerstandslos in pure Schönheit eingehüllt. Er ist zu Hause.
Das Album “Symphonic Colours” ist eine musikalische Traumreise zu besseren Welten, bei der Markus Stockhausen nicht nur von einem hervorragenden Jazz-Ensemble mit Arild Andersen am Kontrabaß, Patrice Héral am Schlagzeug und seiner Partnerin Tara Bouman am Bassetthorn begleitet wird. Es ist ein großartiger Wurf, der kammermusikalischen Jazz und Sinfonie, Solo und großes Orchester, Klangkörper und Klänge zu einer unerhörten Einheit verbindet. Stockhausen öffnet Herzen, Ohren und das Gefühl für Wohlklang, für ein zärtliches Weltbild, für die Schönheit in ihrer reinsten Form. Wer mit Bewußtsein diese Musik hört, wird Sphären erleben, die für gewisse Kreise nur durch den Konsum berauschender Gräser möglich sind. Hier ist das drogenfrei zu haben.
Was Markus Stockhausen vor sieben Jahren zusammen mit den Bergischen Symphonikern unter Romely Pfund und seinem Trio in Remscheid mit fulminantem Erfolg uraufgeführt hatte (“Choral” und “Sehnsucht” waren Auftragswerke der Bergischen Symphoniker), konnte er mit der selben Trio-Besetzung und der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken 2008 für dieses exorbitante Album fortsetzen. Die damaligen Worte meiner Uraufführungskritik: “Sogar Tränen der Begeisterung waren zu sehen, als Romely Pfund den Stab senkte und den Weg für einen Applaus frei gab, wie er bislang wohl selten ihrem Orchester und den Gastsolisten zuteil geworden ist. Der Jazz hatte mit den drei begnadeten Solisten Markus Stockhausen (tp/picctp/flh), Arild Andersen (b), Patrice Heral (perc/voc) und zwei grandiosen Uraufführungen triumphalen Einzug in den Konzertsaal gehalten und Ohren wie Herzen im Sturm erobert. (…)Völlig neu für Streicher und Jazz Trio gesetzt erlebte im Anschluss Markus Stockhausens „Choral“ im Einklang mit „Sehnsucht“ für Orchester und Jazz Trio seine mitreißende Uraufführung. Während das Orchester, teils unter dem Doppeldirigat Pfundt/Stockhausen, mit fetzigen Posaunen-Riffs, Streicherdynamik und Drive Big-Band-Qualitäten zeigte, verursachten Flügelhornsoli, delikate Dialoge Percussion/ Bass und ebensolche Solo-Passagen wohlige Schauer in Serie – ein aufregendes, wahnsinnig spannendes Hörerlebnis und eine Aufführung, die nur in Superlativen gewürdigt werden kann”, gelten heute wie damals.
Die gute Stunde von CD 1 ist dem Titel des Openers folgend eine Seelenreise in fünf Traumspaziergängen. Stockhausen, Andersen, Héral und der sinfonische Streicher- und Bläser-Apparat der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken unter Christoph Poppen bieten mit den groß angelegten Kompositionen Markus Stockhausens ein fast erdenfernes, erhebendes Erlebnis – allerhöchsten Genuß olympischer Güte. Der fünfte Titel “MAP Encore” (die Initialen stehen für das kongeniale Trio) war eine spontane, improvisierte Zugabe, die den hohen Rang der drei Musiker unterstreicht.
Bei CD 2 kommt Tara Bouman ins Spiel, Markus Stockhausens musikalische und Lebenspartnerin. Mit ihrem Instrument, dem Bassetthorn, gibt sie den sieben kleinen kammermusikalischen Perlen des “Portrait for Tara”, die Markus für sie geschrieben hat, vor dem Klangkörper der Deutschen Radio Philharmonie brillant Gestalt. Markus Stockhausen beweist sich hier auch als herausragender Komponist zeitgenössischer Kammermusik.
Das Swiss Jazz Orchestra, verstärkt durch die Streicher der Camerata Bern spielt in “Tanzendes Licht” an der Seite Stockhausens, der mit der Trompete brilliert, im Januar 2008 in Bern live aufgezeichnet. Die glänzenden Solisten des SJO finden Sie in der Spalte rechts namentlich genannt. Sie lassen in diesem hervorragenden Live-Mitschnitt Qualität auf Augenhöhe mit Stockhausen hören.
Perfekt abgemischt und ausgezeichnet produziert ist “Symphonic Colours” eines von Markus Stockhausens besten Alben bisher und eines der gelungensten Klassik/Jazz-Alben dieses Jahres überhaupt. Daß es hier unter “Klassik” geführt wird, verdankt es seiner alle Genres überspannenden Gültigkeit.
Dafür geben ihm die Musenblätter ihre höchste Anerkennung, den “Musenkuß”.

Komponist mit vielen Seiten

Bergische Landeszeitung, 26. Juni 2009, von Matthias Corvin

Zwischen meditativen Genrebildern und symphonischem Jazz bewegt sich der Kölner Trompeter Markus Stockhausen auf seinem neuen Doppelalbum “Symphonic Colours”. Begleitet wird er von der Deutschen Radio Philharmonie unter Christoph Poppen. Die bringt sich gleich im Eröffnungstrack “Miniatur einer Seelenreise” mit weichem Streichersound ein – darüber entspinnt Stockhausen eine seiner kosmisch ruhigen Improvisationen.
Die meisten Tracks der zwei CDs gehen allerdings in Richtung Jazz. Viele Aufnahmen basieren auf einem live mitgeschnittenen Konzert vom 4. April 2008 im Großen Saal des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken; dabei sind aber auch Studio-Stücke. Ein Höhepunkt ist sicher der 22-minütige “Sonnenaufgang” für Jazztrio (Trompete, Bass, Schlagzeug und klassisches Orchester). Wie hier unterschiedliche Stilebenen von Neoklassik, Swing und Neuer Musik unter einen Hut gebracht werden, ist schon fulminant und ein prickelndes Hörerlebnis. Alle Werke schrieb Stockrausen zwischen 2001 und 2007. Sie bewegen sich an der Grenze von komponierter und improvisierter Musik. Eher ernst und tiefsinnig gibt sich das siebenteilige “Portrait for Tara” für Bassethorn und Kammerorchester, überzeugend gespielt von seiner Lebenspartnerin Tara Bouman.
Insgesamt bietet dieses Album also ein kleines Werkporträt des Komponisten. Aufmerksamkeit verdient auch die feinsinnige Zugabe “MAP Encore” des Jazztrios. Ergänzt werden die Aufnahmen durch das 30-minütige Stück “Tanzendes Licht”, live mitgeschnitten im Jannuar 2008 beim BeJazz Winter Festival in Bern. Hier treten eine ausgezeichnete Big Band (Swiss Jan Orchestra) und die klassische Camerata Bern in lebendige Interaktionen mit dem Solo-Trompeter. Beachtlich auch die schlüssige Dramaturgie. Wer den vielfältigen Stockhausen mit großen Besetzungen erleben will, ist mit dieser CD bestens bedient.