Streams

Die kongeniale Zusammenarbeit mit Markus Stockhausen begann 1999 bei der Einspielung von Landscapes für die CD For My People von Ferenc Snétberger im Budapester Tonstudio.

In den drei Komposition für Gitarre und Trompete finden die beiden Musiker auf Anhieb zu einer gemeinsamen Sprache und dokumentieren auf verblüffende Weise ihre gemeinsame Könnerschaft. „Leicht und gleichzeitig voller Melancholie kommen sie daher – und vermitteln das Gefühl, als hätten sich diese beiden Instrumentalisten irgendwann zwangsläufig treffen müssen, um diese Musik das Licht der Welt erblicken zu lassen. Nach dem Anhören kann man nicht anders als hoffen, dass diese Kollaboration fortgesetzt wird“, schrieb Ralf von der Kellen im Fachmagazin Intro über die Zusammenarbeit. Nach acht Jahren, in denen sich die künstlerische Arbeit von Ferenc Snétberger und Markus Stockhausen immer wieder gegenseitig befruchtete, bietet das Album Streams endlich und erstmalig Gelegenheit, die Weiterentwicklung auf einer gemeinsamen Duo-CD in Augen- und Ohrenschein zu nehmen.

Veröffentlicht:
2007

Künstler:
Ferenc Snétberger
Akustische Gitarre
Markus Stockhausen
Trompete, Flügelhorn, Piccolotrompete

Tracks:
Változatok 8:26
Obsession 7:18
Suche 1:25
Suave 8:12
Ear To Ear 5:08
Xenos 4:31
Strawberry Jam 5:44
Hangolás 9:35
Rose 3:54
Toni’s Zirkus 3:33

Label:
Enja Records, ENJ -95112

Erhältlich:
Amazon
iTunes
Spotify
…und im Handel.



Markus Stockhausen über „Streams“

„Nachdem wir die Komposition Landscapes für die CD For My People aufgenommen hatten und einige Jahre später die CD Joyosa mit Arild Andersoen und Patrice Héral, enstand der Wunsch, unser gemeinsames Duo-Repertoire auf einer reinen Duo-CD von Ferenc und mir zu dokumentieren. Vier Stücke von Streams sind etwa zwischen 2000 und 2002 entstanden (Változatok, Suave, Xenos, Hangolás). Wir nahmen uns damals vor, bei jeder neuen Begegnung ein neues Stück zu komponieren. Unsere gemeinsame Kompositionsweise war immer sehr spontan und intuitiv. Am Anfang stand entweder eine Melodie, ein Rhythmus, oder eine abstrakte Idee – meist ging das sehr schnell, allein der Wille genügte, etwas Neues entstehen zu lassen. Dabei überlegten wir auch, was wir schon gefunden hatten, und was wir noch klanglich erfoschen wollten in dieser Besetzung Trompete-Gitarre. Die musikalische Sprache ergab sich dabei immer von selbst. Unsere Musik spiegelt unsere inneren Empfindungen wider, auch die Spielfreude, die Spannung im intensiven Dialog. Den Stil unserer Musik zu benennen, ist nicht leicht. Es sind viele stilistische Merkmale erkennbar, und doch entzieht sich diese Musik einer Klassifizierung. Dass die Improvisation eine große Rolle spielt, lässt die Nähe zum Jazz vermuten, doch ist das nur ein Aspekt. Alles, was Ferenc und ich spielen, beruht auf unseren vielseitigen musikalischen Hintergründen. Nach der Erfahrung mit Joyosa stellten wir fest, dass wir eigentlich im Duo am besten zusammenspielen. Jeder hat genügend Raum, um sich frei zu entfalten, der Klang wird nicht von anderen Instrumenten überdeckt, er bleibt “pur”, transparent, durchhörbar. Auch kleinste Nuancen sind gut wahrnehmbar. Der Titel Streams entstand aus einer Überlegung: Keinen Main-Stream spielen wir, eher sind es Side-Streams, Seitenwege, verschlungene Pfade, abseits des Üblichen, Bekannten. Also “Streams”, so wie viele unserer Stücke weit verzweigte Ströme bilden.“

1. Változatok
Heißt auf Deutsch “Änderungen/Veränderungen”. Der Titel passt gut zu Streams. Hier strömen verschiedene musikalische Ideen in ruhiger Folge.
2. Obsession
Ein älteres Stück von Ferenc, das er auch schon mit anderen Musikern aufgenommen hat. Wir haben es im Duo bei Konzerten oft als Zugabe gespielt.
3. Suche
Dieses kurze Stück entstand am Tag vor den Aufnahmen. Es hat in seiner steigenden Tonfolge etwas Sehnsuchtsvolles. Es sucht eine Erfüllung, die aber unerfüllt bleibt.
4. Suave
Ein Ruf der Trompete – eine Antwort der Gitarre. Dann finden sich beide und entwickeln eine Klangreise. Dies ist ein typisches Stück für unsere gemeinsame Kompositionsweise.
5. Ear to Ear
Ear to Ear entstand spontan im Studio und beruht auf einer einfachen Idee von mir. Ich wollte eine offene, ruhige Stimmung, mit viel Raum zwischen den Tönen, die dem gegenseitigen Zuhören entspringen. Zur Zeit unserer Aufnahmen kamen viele Nachrichten aus Israel/Palästina zu uns. Ich dachte an diese Menschen, an das nicht endende Leid der Zivilbevölkerung in Palästina. Ferenc und ich sprachen darüber. Dies beeinflusste die Stimmung dieser freien Improvisation.
6. Xenos
Wir spielten in Thessaloniki, während eines Kongresses über die Integration von Ausländern in Europa. Da komponierten wir im Hotelzimmer “Xenos”, was im Deutschen sowohl “der Fremde”, als auch “der Gast” heißt. So findet sich auch in der Komposition Fremdes und Vertrautes wieder. Ein spannungsvolles Stück.
7. Strawberry Jam
Auf Wunsch von Ferenc entstand dieses freie Groove-Stück ebenfalls spontan im Studio. Es ist einfach eine Freude, ganz unvorbelastet miteinander zu spielen, den Ideen freien Lauf zu lassen…
8. Hangolás
Fasst wie mit einer Zwölftonreihe fängt Hangolás an, was so viel wie “Stimmung” (bezogen auf das Instrument) heißt. So ist auch die erste Improvisation gefärbt durch das fortwährende Verstimmen und Stimmen der Grundtonsaite der Gitarre. Danach kommt ein kontrapunktisches Thema im Siebenertakt. Nach einer Soloimprovisation der Gitarre folgt ein Klangstrom der Gitarre, diesmal im schnellen Siebener, über dem das Flügelhorn frei fliegen kann. Walter Quintus’ fantastische Klangarbeit ist hier besonders gut zu hören. Das Stück endet, wie es begann…
9. Rose
Fast klingt es wie ein “Standard”. ein älteres Stück von mir, das erst in dieser Duo-Besetzung endlich seinen Platz gefunden hat.
10. Toni`s Zirkus
Das “jazzigste” Stück von Streams, aus der Feder von Ferenc. Auch der Harmon-Dämpfer der Trompete unterstreicht den Jazzcharakter. Ein fröhlicher Schluss für unsere CD…