Kölnische Rundschau, 05.03.2015 – Von Cherkowsk.

Die Wirkung des Klangs gespürt

MICHAELSHOVEN. Markus Stockhausen gab Meditationskonzert in Michaelshoven. Es wäre der falsche Ausdruck, im Falle von Markus Stockhausens Auftritt in der Michaelshovener Erzengel-Michael-Kirche von einem Konzert im klassischen Sinn zu sprechen.

Anstatt Kompositionen aus eigener oder fremder Feder zu spielen will der 57-jährige Sohn des legendären Kölner Komponisten Karlheinz Stockhausen klassische Liedstrukturen hinter sich lassen und sich ganz auf die einnehmende Wirkung des Klangs selbst verlassen. So steht der Abend unter dem Motto „Klangmeditation“. Der Begriff „Meditari“ bedeutet zunächst einmal „nachdenken“ oder „überlegen“. Worüber genau nachgedacht wird, ist dabei fast egal. Die Wirkung, die er bei den Besuchern erzielt, ist die stille Andacht und die friedvolle Einkehr in sich selbst. „Musik ist eine der wenigen Kunstformen, die diese Einkehrauslösen kann, ohne den Fluss an Gedanken und Empfindungen des Publikums in eine Richtung zu lenken oder mit Form oder Inhalt semantisch aufzuladen“, sagte Stockhausen. So geht es ihm auch im Laufe dieses Abends gar nicht darum, durch Virtuosität oder komplexe Fingerfertigkeit an der Trompete, dem Flügelhorn oder dem Klavier zu glänzen, sondern mit einfachen Mitteln den Rahmen für meditative geistige Offenheit zu schaffen. Das Publikum wird zum Mitsingen der von Stockhausen improvisierten Melodien ins Programm eingebunden. Auf einen Text wird dabei zugunsten rein vokaler Klänge verzichtet. Ein Text würde die Empfindungen, die das Publikum verspüren kann, nur mit einer Denkrichtung trüben. Viel wichtiger ist es für Stockhausen, dass das Publikum nur sich selbst spürt und dabei „sowohl im Klang als auch der Vibration ihrer Stimmen abtauchen kann“. Die Wirkung, die dabei entsteht, betrachtet er als „viel tragender und erfüllender als nur einem Lied zuzuhören und sich über Melodieführung und technische Finesse auszulassen.“ Auch die Stille zwischen den Klängen spielt dabei eine besondere Rolle. Besonders in Zeiten, die oft lärmend und schnell sind, ist die Stille, so Stockhausen, zu einem kostbaren Gut geworden. (chr)




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