Forum Intuitive Musik

Das Forum Intuitive Musik (FIM) bietet interessierten MusikerInnen aller Stilrichtungen die Möglichkeit miteinander zu musizieren, sich auszutauschen und sich unter professioneller Anleitung musikalisch und geistig weiterzuentwickeln.

Der Saal der Bergischen Musikschule Wuppertal ist besonders geeignet für Arbeit in größeren Gruppen, es stehen zwei gute Flügel zur Verfügung. Die Schule befindet sich nur fünf Gehminuten vom HBF Wuppertal entfernt, Cafés und Restaurants befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Markus Stockhausen und Matthias Goebel realisieren hier ihre Vision, langfristig ein Zentrum zur Förderung der Intuitiven Musik zu schaffen. Laien, Studierende und Profis können teilnehmen, nur sollte man/frau sein/ihr Instrument bzw. die Stimme bereits gut beherrschen, sich auskennen in den Tonarten und Harmonien, damit das intuitive Spiel möglich wird. Bei Zweifel bitte Kontakt aufnehmen, oder erst einmal als Zuhörer*in teilnehmen.

Leitung: Markus Stockhausen

Inhaltliche Infos zur Vorbereitung finden Sie hier

Ein ruhiger, offener Geist, in Frieden sein mit sich und der Umgebung.
Aus der Stille Töne entstehen lassen. Horchen, lauschen, nach innen, und auf alles, was um mich ist. Töne im Einklang mit allem suchen, finden, spielen.
Im Jetzt. Die Sprache, derer ich mich bediene, ist sekundär. Am besten ist die Sprache offen, keinem bestimmten Stil zugeordnet.
ES hört, ES atmet, ES denkt, ES spielt. Ich bin Instrument.”
MS

Intuitive Musik verstehe ich wie eine komplett neue Musik richtung, neben alter und zeitgenössischer Musik, Klassik, Jazz etc… Der Musiker wird zum Mitkomponisten, der all sein Wissen und Können einbringen kann. Intuitive Musik ist auch eine soziale und spirituelle Übung zwischen freiem Selbstausdruck und feinfühlendem Miteinander. Wir üben das Improvisieren auf vielfältige Weise, schulen aber auch unsere Wahrnehmungsfähigkeit im Allgemeinen. Intuitiv meint dann ein umfassendes, spontanes Erkennen des Ganzen, das man gemeinsam zum Klingen bringt.“
MS

Intuitive Musik ist ein Prozess, bei dem die Musik in keiner Weise vorher geplant oder abgesprochen wird, sie entsteht ganz im Moment des Spielens. Man macht sich vorher innerlich leer, bereit. Die Musiker:innen lassen sich ganz aufeinander ein und geben sich Raum. Dafür muss das Ego zurücktreten können, damit man den anderen genauso viel Raum lässt, wie man sich selbst zugesteht. Das ist auch ein soziales Geschehen, was sehr viel Rücksicht und Sensibilität fordert, auch die Fähigkeit, andere mit ihren Ideen zu unterstützen. Musikalisch kann das in sehr unterschiedliche Richtungen gehen. Vorteilhaft ist es, wenn man bereits vielseitige Improvisationerfahrungen hatte.”
MS

Nach dem Seminar am 22.10.2022: Uns allen ist nochmal bewusst geworden, dass diese Art miteinander zu musizieren DIE musikalische Ausdrucksform unserer Zeit ist: Jeder kann sich einbringen, frei ausdrücken, alle Sinne und das Bewusstsein werden geschärft und geschult, es ist empathisch, gleichberechtigt, fordernd, in hohem Maße kreativ, macht Spaß, und hat auch eine spirituelle Dimension. Hier lebt hier echte Freiheit. Und man lernt nie aus…”
MS

Foto vom 13. Tagesseminar “Forum Intuitive Musik” am 18.02.2023

Interview – Markus Stockhausen spricht über das Forum Intuitive Musik in Wuppertal

Er ist Sohn von Karlheinz Stockhausen, einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein eigener Weg führte fast zwangsläufig in die zeitgenössische Musik. Viele Jahre spielte er mit dem Vater zusammen, suchte und fand seinen eigenen Weg. Der Markus Stockhausen nun nach Wuppertal führt. Sein Forum Intuitive Musik (FIM) wird hier eine Heimat in der Bergischen Musikschule finden. Im Gespräch mit der WZ erzählt der Musiker, wie es dazu kommt, welche Bedeutung sein Vater für seine Musik hatte und erklärt, was intuitive Musik bedeutet.

Welche Bedeutung hatte Ihr Vater für Ihren musikalischen Weg?
Markus Stockhausen: Er hat mich schon früh an seine ganz neue und sehr vielfarbige Musikwelt herangeführt. Diese Welt war für mich bereits als Kind ganz natürlich, und ich erkannte erst später im Vergleich mit anderen Komponisten, wie gut, auch gut komponiert seine Musik war. Mit 18 begann ich professionell mit meinem Vater zu arbeiten, habe die Trompetenpartie in „Sirius“ 1976/77 und von 1978 bis 1981 im „Donnertag aus Licht“ (siebenteiliger Opern-Zyklus, Red.) eine Hauptrolle als Michael gespielt. 25 Jahre lang arbeiteten wir intensiv zusammen. Ich bin ihm zutiefst dankbar, was er für die Musik und deren professionelle Aufführungspraxis geleistet hat, und was ich von ihm lernen konnte.

Wie sind Sie selbst Musiker geworden?
Stockhausen: Ich habe zwar mal kurz mit der Architektur geliebäugelt, aber schon früh wurde klar, dass ich Musiker werden wollte. Ich habe drei Ausbildungen, in Jazz, Klassik und zeitgenössischer Musik absolviert. Ich habe an der Musikhochschule in Köln Klavier, klassische und Jazz-Trompete studiert. Anfangs stand das Klavier im Vordergrund, dann aber wurde die Trompete immer wichtiger.

Wie sind Sie zu improvisierter und dann intuitiver Musik gekommen?
Stockhausen: Durch den Jazz habe ich zur Improvisation gefunden. Ich hatte schon als Schüler Bands, etwa die Gruppe „Key“. Wir spielten damals vorwiegend Eigenkompositionen, aber auch freie Musik. Als ich 18 war, nahm mich mein Vater mit nach London, wo wir sein Textstück „Zugvogel“, also intuitive Musik, für ein Pop-Label aufnahmen. Es gab nur den Text, der Rest war Gefühl, Fantasie und Eingebung. Auf der Basis seiner Texte habe ich in den 80er Jahren oft mit dem Ensemble für Intuitive Musik in Weimar gespielt. Irgendwann war mit das zu eng und ich habe mich befreit, habe eine eigene Gruppe gebildet, mit der ich improvisierte und intuitive Musik spielte und auch aufnahm.

Worin besteht der Unterschied?
Stockhausen: Improvisierte Musik arbeitet mit bekanntem Material, man einigt sich vorher auf einen stilistischen oder ästhetischen Kontext, es gibt bestimmte Erwartungen. Bei intuitiver Musik gibt es kein Konzept, man spielt vollkommen frei, beginnt mit einem leeren Geist. Die Grenzen sind fließend, jeder der improvisiert, spielt auch intuitiv, jeder der intuitiv spielt, improvisiert auch. Es gibt aber einen signifikanten Unterschied in der Herangehensweise.

Welche Bedeutung hat intuitive Musik?
Stockhausen: Bei intuitiver Musik spielen Tagesform, Ort, Menschen und so weiter eine Rolle. Wer sich da öffnet, die musikalische Situation erfasst, kann eine ganz eigene Art des Spielens entwickeln. Eine Art, die auch in den mitmenschlichen Bereich reicht. Man muss wirklich zuhören können, nicht nur sein Instrument beherrschen. So entsteht ein Prozess des Musizierens und gleichzeitigen Wahrnehmens. Intuitive Musik steht gleichberechtigt neben allen anderen Musikarten, steckt aber noch in den Kinderschuhen, weil sie sehr viel vom Musiker verlangt.

Wie wichtig sind Partner bei intuitiver Musik?
Stockhausen: Sehr wichtig. Jeder bringt seine musikalische Welt mit, auf die man sich einstellen muss. Respektvoll, einander Raum lassend. Das ist hochsensibel. Es geht darum, dass der Mensch wirklich frei wird und die volle Verantwortung für sein Tun im sozialen Kontext übernimmt. Das entspricht dem Bewusstsein einer Weltgemeinschaft, das wir als Menschheit heute entwickeln. Auch hier hat mein Vater mit seiner Intuitiven Musik 1968 eine Tür aufgestoßen.

“Musik ist die Sprache der Seele”, sagte Hazrat Inayat Khan, Begründer des Sufi-Ordens. Sie stimmen dem zu?
Stockhausen: Ja, der Satz deutet darauf hin, dass Musik – wie mein Vater immer sagte – die höchste Kunstform in der Welt ist. Nichts ist so unmittelbar, reich und ausdrucksstark wie Musik. Ich bin froh, Musiker zu sein. Musik verbindet Menschen jenseits aller Grenzen.

Warum kommt das Forum für intuitive Musik nach Wuppertal?
Stockhausen: Ich habe vor kurzem den Bernd-Mischke-Saal der Musikschule bei einem Workshop gesehen und gespürt, dass dies der perfekte Ort dafür ist. Er klingt schön und hat genug Platz. Außerdem ist Wuppertal mitten in Deutschland angesiedelt.

Was genau ist geplant?
Stockhausen: Jeder, der ein Instrument oder die Stimme gut beherrscht, kann sich anmelden und dann werden wir uns einmal im Monat treffen, um intuitive Musik zu üben. Ich rechne mit etwa 15 Akteuren (Studenten, Halbprofis und Profis). Man kann aber auch einfach zum Zuhören kommen, das ist ja auch spannend und lehrreich. Die Seminare starten ab November, das erste Konzert wird Ende März 2020 sein.
(von Monika Werner-Staude, WZ am 25.9.2019)

Mehr Informationen über Inhalte der Seminare mit Intuitiver Musik hier

Foto vom 1. Konzert “Forum Intuitive Musik” am 6.3.2023

FIM Wuppertal 6.3.2023

Markus Stockhausen


Seminarleitung:
Markus Stockhausen, geboren 1957, Trompeter und Komponist, ist bekannt als vielseitiger Grenzgänger. 25 Jahre lang konzertierte er mit seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, der viele Werke für ihn schrieb. Als Trompeter konzertiert er international und komponierte u.a. für die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, die London Sinfonietta, das Metropole Orkest, u.v.a. 2005 wurde er ausgezeichnet mit dem WDR-Jazzpreis als bester Improvisator, 2017 mit dem ITG Jazz Award und der Silbernen Stimmgabel, 2018 erhielt er den Echo Jazz Preis, 2021 den Deutschen Jazzpreis. Er gibt auch Kurse zum Thema zum Thema “Singen und Stille“. Sein Interesse gilt der “Transformation durch Klang”.

Organisation:
Matthias Goebel
Bergische Musikschule Wuppertal

Seminarort
Bergische Musikschule
Bernd-Mischke-Saal, 4. Stock
Hofaue 51
42103 Wuppertal

Anmeldung und Infos: matthias.goebel (et) stadt.wuppertal (Punkt) de

Die nächsten Termine sind:
Sonntag, der 21. Januar 2024, von 11-18 Uhr
Samstag, der 27. April 2024 15-18. Uhr Seminar, 19.30. Uhr Konzert
Samstag, der 22. Juni 2024 von 11-18 Uhr

Vom 7.-13. Juli 2024 findet das Seminar “Intuitive Musik – kreative Selbstverwirklichung im Klang” in Alfter/bei Bonn statt, bei der Alanus Sommerakademie



Rückblick 2020

Am 5. Dezember 2020 fand zum 8. Mal das FORUM INTUITIVE MUSIK, kurz FIM genannt, im Bernd Mischke Saal der Bergischen Musikschule in Wuppertal statt. Begonnen hatten die monatlichen Tagesseminare im November 2019, unter der Leitung des bekannten Trompeters und Komponisten Markus Stockhausen, organisatorisch begleitet von Matthias Goebel, selbst begeisterter Vibrafonist und Bezirksleiter der Musikschule.

„Dies ist ein offenes Forum. Jedes Mal kommen auch neue Teilnehmer*innen hinzu, was die Sache weiterhin spannend macht. Manche kommen oft, weil sie die Freiheit der intuitiven Musik und das Miteinander lieben. Aber vor allem auch junge Musikstudent*innen finden den Weg zu uns, und Schüler der Talentakademie waren dabei.
Anfangs machte ich noch mehr inhaltliche Vorgaben mit gezielten Übungen. Die letzten Male jedoch gestalteten sich die Abläufe oft wie von selbst. Nach anfänglichen Gehörübungen, die der Sammlung und Konzentration, sowie dem wachen Hören aufeinander dienen, beginnen wir frei zu spielen in ganz unterschiedlich langen Sequenzen. Es ist absolut erstaunlich, was da an kreativen musikalischen Ideen zum Ausdruck kommt, welche Energien sich bilden. Auch ergeben sich spontan Sequenzen mit Bewegung und Ausdruckstanz, oder sogar künstlerischer Performance. Für alle ist das wunderbar nährend, beflügelnd. Der Geist wird weit und still.
Ich greife nur dann ein, wenn ich Wesentliches bewusst machen will. Manchmal fordere ich Einzelne auf sich aktiver einzubringen, besonders wenn jemand zunächst scheu ist, oder mache Vorschläge, wie man sich in einer bestimmten Situation musikalisch verhalten könnte. Doch immer gelingt es uns bisher ein anspruchsvolles Niveau zu erlangen, trotz ganz unterschiedlicher Spielerfahrungen. Die Erfahreneren ziehen die anderen mit, und alle inspirieren sich gegenseitig. Das ist einfach klasse, genau mein Traum, wie es sein sollte. Nur Corona ließ uns einige Monate pausieren, aber hoffentlich können wir bald weitermachen.
Danke an die Bergische Musikschule, die uns den wunderbaren Raum bereitstellt, danke an alle Teilnehmer*innen, die durch ihre Begeisterung und ihren Einsatz das FIM gelingen ließen.“ (Markus Stockhausen, im Dezember 2020)

  • Markus Stockhausen – FREE TIME

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